Mittwoch, 27. Mai 2015

Chlorgeruch, Rauch und Regen

Sie alle saßen draußen. Na ja, nicht alle. Nur die, die halt immer raus gehen. Zu dritt saßen die zwei Mädchen mit dem einen Jungen auf einer Erhöhung, aus welcher die Abzugsluft aus dem Schwimmbad des Krankenhauses strömte. Sie erwärmte die Jugendlichen und der Chlorgeruch war eine Abwechslung zum Desinfektionsmittel. Ein weiteres Mädchen stand vor der Erhöhung und rauchte. Von den drei sitzenden rauchte auch nur ein Mädchen. 
Der Junge war am Handy beschäftigt, welches er mit raus geschmuggelt hat und das eine Mädchen, die jüngste, saß neben ihm, die Beine über seine gelegt. Es war noch etwas kühler und die Erde war matschig. Der Junge setzte dem einen Mädchen ihre Kapuze auf, sobald sie sagte, ihr sei kalt. Er zog sie näher an sich ran, kam mit seinem Kopf nah an ihren. Er fragte sie warum sie denn raus ginge, wenn ihr so kalt wäre. Sie antwortete, sie habe nicht gewusst dass es regnet, worauf er sie nochmals fester drückt.  Sonst wurde nie viel geredet. Nur hin und wieder ein abfälliger Kommentar über die Pfleger oder die Frage was die aus der Cafeteria ihnen heute zu essen zumuten würden.
Als die anderen zwei Mädchen schon ihre zweite Zigarette geraucht hatten, machten sie sich auf den Rückweg zur Station. Eine von ihnen wollte sich an dem anderen, was unten stand, festhalten, doch sie gerieten beide trotzdem ins Schwanken. Die Jüngste war ebenfalls unsicher und wollte nicht auf den schlammigen Boden fallen. Der Junge, der bereits unten auf dem Fußweg war, bemerkte dies.
 Er bot ihr seine Hand an, welche sie annahm, stützte sie, bis sie fast von dem kleinen Berg hinunter kam. Dann schnappte er sie und hielt sie in den Armen. Sie war viel kleiner als er, somit schwebten ihre Füße ein großes Stückchen über den Boden. Er begann zu laufen und sie fragte, ob sie nicht zu schwer sei, worauf er lachte und verneinte. Er schmiss sie etwas höher in die Luft, fing sie wieder auf und trug sie so dass sein einer Arm an ihrem Rücken ruhte und der andere in ihren Kniekehlen griff. An den Treppen angelangt machte sich das Mädchen schon bereit zu laufen, doch der Junge begann mit ihr die Stufen zu steigen. Sie machte ihn darauf aufmerksam, dass sie auch laufen können, doch er meinte, er fände es lustig sie zu tragen. Und so tat er es auch. Ganze drei Stockwerke. Das Mädchen bedankte sich geschmeichelt und der Junge nahm sie nochmal in den Arm, gab ihr ein Kuss auf die Stirn und einen auf die Wange. Beide lächelten sich an und guckten sich in die Augen, bis die Tür von einem der Pfleger geöffnet wurde. Er ließ sie schnell los, da sie nicht zusammen gesehen werden durften. 
Die vier verschwanden in der Station und gingen ihrem normalen Tagesablauf nach. Immer wieder teilten die beiden während ihres Aufenthalts solche Momente. Für das Mädchen waren sie etwas Besonderes. Für den Jungen nicht unbedingt, jedoch mehr als nur eine willkommene Ablenkung.  Sie lag auch ihm sehr am Herzen. Das wussten beide. Es war als hätte das Schicksal geplant dass sie sich beide dort treffen und sich gegenseitig haben. So etwas hatte vor allem sie noch nie erlebt und war sehr dankbar für diese schönen Momente. Und vor allem für die Erinnerungen.

Dienstag, 26. Mai 2015

So bist du den Sternen näher

Die Beiden sind auf dem Rückweg einer Party eines gemeinsamen Freundes. Ihr Weg führt über die einigen Felder des Dorfes. Naja, eigentlich nicht, eigentlich ist es ihnen sogar verboten dort lang zu gehen. Doch so geht es schneller. Beide kennen sich schon lange. Beste Freunde seit Jahren. Immer für einander da. Er hat seinen Arm um sie gelegt. Sie trägt seine Kapuzenjacke, die ihr natürlich viel zu groß ist, aber schön kuschelig warm hält. Außerdem riecht sie nach ihm. 
 Kurz nach der halben Strecke über das Feld bleibt das Mädchen stehen. Sie hält den Jungen am Arm zurück. Er fragt warum sie stehen bleibt. Sie guckt nach oben, die Stirn gerunzelt, ihre Augen strahlend. Sie wolle sich die Sterne angucken. Schon immer sei sie vom Nachthimmel fasziniert. Der Junge sieht das Funkeln in den Augen des Mädchens, schiebt seine Hände an ihre Hüften und sagt: „Spring.“ Sie löste den Blick, etwas überrascht, aus ihren Träumen gerissen, vom Himmel, hielt sich an seinen Schultern fest und gab seiner Forderung nach. Er hielt sie, ihre Beine um ihn geschlungen und sie guckten sich beide fest in die Augen. Er sagt: „So bist du näher an den Sternen.“ Sie lächelte. Ein Lächeln purer Glücklichkeit. Zufriedenheit.
 Erneut blickt sie nach oben, doch nur kurz. Danach musste sie ihn einfach wieder anschauen. Sie wollte etwas sagen, doch er kam ihr zuvor: „Du bist wunderschön.“ Daraufhin konnte sie nicht mehr. Schmetterlinge machten sich in ihrem Bauch breit und das Gefühl von Liebe zog sich durch ihren gesamten Körper. Sie küsste ihn. Erst langsam und zärtlich. Er bat mit seiner Zunge um Einlass, sie gestattet. Sie führen einen kleinen Kampf, wer die Oberhand beim Küssen übernahm. Er gewann, aber nur fast. Alles spielt perfekt zusammen. Wie Musik. Nach ein paar Sekunden, Minuten, oder doch Stunden lösen sie sich voneinander. Gleichzeitig versinken sie in den Augen des anderem. 
 Es wird kühler. Sie  erschauert und beginnt zu zittert. Er schenkt ihr sein ehrlichstes und reinstes Lächeln, wobei er sie ein Stückchen höher wirft. Er nimmt ihre Beine über seinen einen Arm, stützt ihren Rücken mit dem anderen. Sie kuschelt sich an ihn. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, sicher. Er geht mit schnelleren Schritten als zuvor nach Hause. Damit sie nicht zu lange frieren muss. Beide sind auf den Rückweg, welcher vielleicht ein neuer Anfang ist.